Das Hochwasser in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist zweifelsohne eine der schlimmsten Naturkatastrophen, die wir in den letzten Jahrzehnten in Deutschland erleben mussten. Zum aktuellen Zeitpunkt sind mindestens 150 Menschen in den Wellen zu Tode gekommen, weitere 300 werden vermisst. Die Landschaft gleicht einer Ruine, es sieht aus wie in einem Film von Roland Emmerich. Viele Häuser sind unbewohnbar oder zerstört, tonnenweise Müll liegt in den Straßen – zumindest dort, wo es noch Straßen gibt, Autos hängen in Baumkronen und unter jedem Müllberg könnte ein weiterer, lebloser Köper liegen. Diese Szenen gehören für tausende Menschen aktuell zum traurigen Alltag, aber viele von ihnen haben ganz andere Sorgen. Es gibt keine Toiletten, kein fließendes Wasser, keinen Strom. Nichts, rein gar nichts ist ihnen geblieben, abgesehen von den sprichwörtlichen Trümmern ihrer Existenz. Zum Glück jedoch helfen Freiwillige, Nachbarn, Bauern und Unternehmer unbürokratisch und schnell, räumen in Windeseile die Straßen frei, bergen Opfer, räumen Häuser aus, verteilen Wasser und Essen. Viele Bilder, die ich in den sozialen Netzwerken sah, haben mich wirklich berührt und ich muss zugeben, dass es in diesem Land glücklicherweise doch mehr Zusammenhalt gibt, als ich es für möglich gehalten hatte, zumindest in einer existenziellen Krise.
Die Nazis kommen
Ohne externe Helfer wären die betroffenen Städte und Dörfer aufgeschmissen. Feuerwehren aus dem gesamten Bundesgebiet, technisches Hilfswerk, Polizei und weitere Rettungskräfte arbeiten am Limit. Für eine Katastrophe solchen Ausmaßes sind es aber nicht genug – wie auch? Zentausende Menschen warten auf Hilfe, haben nichts zu essen, nichts zu trinken, kein Dach über dem Kopf, keine Toiletten. Aber keine Sorge – Rettung naht! Die Bevölkerung zeigt sich solidarisch, sowohl körperliche wie auch monetäre Hilfe erreicht die geschädigten Menschen tagein, tagaus, und unterstützt damit, so sollte man zumindest meinen, die staatlichen Institutionen beim Wiederaufbau des Katastrophengebiets. Doch Böses naht, das Grauen rollt in Form einer menschlichen Lawine erneut, wie eine zweite Flutwelle auf die eh schon gebeutelten Einwohner zu – Nazis, Querdenker, Rechtsextreme, rechtsextreme vegane Köche, Holocaustleugner und Verschwörungstheoretiker drohen, die Bundesrepublik mit einem faschistoiden Umsturz ins Wanken zu bringen. Der Volkslehrer berichtet live vor Ort von der Renazifizierung der Gesellschaft. Auch Zentren für die Landverschickung von Kindern wurden bereits etabliert. So oder so ähnlich der Tenor in den Medien.
Bodo mit dem Bagger
Ihre Methoden könnten perfider nicht sein, sie gerieren sich als Helfer in der Not, entsorgen Müll, räumen Trümmer aus Häusern und von den Straßen, sammeln Spenden, kochen Essen, verteilen Wasser und beherbergen Menschen, die zuvor allen verloren haben. Ihr seht, typische Nazi- und Stasimethoden. Aber Gott sei Dank gibt es die mutige „Zivilgesellschaft“, objektive Medienschaffende und bürgernahe Politiker, die den Opfern mit Rat und Tat – naja, zumindest mit Rat aus dem Elfenbeinturm – zur Seite stehen und sie wissen lassen, dass man von rechtsextremem Vegan-Food und Naziwasser nicht satt bzw. „sitt“ wird, sondern braun, einfach nur braun. Nur eine Portion „Attila Hildmann Power Potatoes sponsored by Bodo Schiffmann“ und ihr werdet euch fühlen wie im siebten Himmler – versprochen. Apropos „braun“ – tatsächlich habe ich Fotos von Helfer Uwe Junge (AfD) im Internet gesehen, meine Güte, war der braun. Ganz im Gegensatz zum Helden der Arbeit(erpartei) Helge Lindh (SPD). Der war nicht braun, sondern weiß wie einst Schneewittchen es war, und zwar vom Scheitel bis zur Sohle. Merke: Wer die richtige und gute Moral auf seiner Seite weiß, der braucht auch nicht körperlich helfen, da reicht es, Flagge zu zeigen, denn auf ein einzelnes Leben kommt es nicht an – besser einer tot, als einer Nazi. Deswegen hört auf das Verkehrsministerium, die Kanzlerin und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Spendet NIEMALS NICHT an Bodo Schiffmann, die Querdenker-Nazis oder irgendwelche Institutionen, die so aussehen, als wären sie nicht stramm links-grün-kommunistisch-klimafreundlich und was noch viel wichtiger ist: Nehmt auch nichts von ihnen entgegen, GAR NICHTS! Sterbt lieber auf der hellen Seite der Macht als auf der dunklen zu leben. Und seien wir mal ehrlich, von wem sollten sie auch schnelle, zielgerichtete und unbürokratische Hilfe erhalten können, wenn nicht von Vater Staat?
Nicht das Naziwasser, die Regierung ist das Problem
Und schon wieder ärgere ich mich. Ich ärgere mich über den Umgang der Medien mit den freiwilligen Helfern, die Tag und Nacht im Einsatz sind, Leichen aus dem Schutt ziehen, Betroffene versorgen und faktisch alles in ihrer Macht stehende tun, um den Einwohnern schnell, zielgerichtet und unbürokratisch zu helfen. Sie scheuen dabei weder Kosten noch Mühen, werden zum Dank medial diffamiert, vom Staat alleingelassen, von der Verwaltung bürokratisch behindert und von der Exekutive wortwörtlich von der Arbeit abgehalten. Es ist eine Schande. Eine Schande für unser Land, eine Schande für die Gesellschaft und eine Schande für den Staat inklusive aller seiner Organe – und da wundert ihr euch noch, dass die angeblich rechtsradikalen Nazi-Helfer den Staat delegitimieren, dafür evtl. sogar noch Applaus von den Anwohnern bekommen und niemand dort noch etwas von staatlichen Institutionen hören will? Ihr habt die Menschen allein gelassen, ihr habt sie nicht gewarnt, sie sind euretwegen gestorben, nicht wegen der Demos von Bodo Schiffmann und auch nicht wegen der Hetz-Videos des Volkslehrers. Ihr seid dafür verantwortlich, ihr ganz allein. Aber gerne könnt ihr noch einen zweiten Impfbus ins Katastrophengebiet fahren, damit holt ihr die Kuh bestimmt vom Eis. Ich persönlich würde lieber Naziwasser vom Führer höchstpersönlich entgegennehmen, anstatt zu verdursten, der eigentliche Skandal aber ist: Ich würde, anstatt zu sterben, sogar veganes Essen essen.